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Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung

Kapitel 5

Der gebrauchte Mann

(siehe auch: Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung von Karin Jäckel)

Karin Jäckel verurteilt in dem oben genannten Buch das brutale Ausleben egoistischer Wünsche auf Kosten der Schwächeren, auf Kosten der Kinder aber auch der Väter und deren neuen Lebensgefährten. Zitat: „Mit dieser Diffamierung der Männer hat der berechtigte Schrein nach Gleichberechtigung der Geschlechter spätestens seit Mitte der neunziger Jahre gesellschaftlich zersetzende und menschenverachtende Züge angenommen.“

Die neue Beziehung, oder besser,  die neue Partnerin braucht viel Kraft und vor allem sehr starke Nerven!

Nachdem ich nun gut ein Jahr solo war und eigentlich keine neue Beziehung mehr wollte, traf ich in einem Forum eines Soziokulturellen Vereins der auch eine Diskothek betreibt auf eine Beitragschreiberin die, wie ich in frühester Jugend, den gleiche Club besuchte und auch noch den gleichen Vornamen trug wie das Objekt meiner Jugendbegierde. Toll, dachte ich, taucht da meine unerfüllte Jugendliebe wieder auf? Also haben wir uns mit einigen anderen „Foristen“ zu einem Treffen in der Diskothek Metalllager verabredet. Das Treffen verlief nicht wie von mir geplant, denn Andrea war nicht mit meiner Andrea aus der Vergangenheit identisch. Gut – ich gebe es ja zu, ich war ein wenig enttäuscht. Aber nichts desto trotz war es ein netter Abend und wir haben uns in den folgenden Wochen immer mal zufällig in der Diskothek getroffen.

Drei Monate nach dem ersten Treffen sind wir uns im Metalllager einmal mehr über den Weg gelaufen. Da unsere anderen Bekannten nicht anwesend waren, habe ich sie zu einem Bier eingeladen und so kamen wir ins Gespräch. Im Laufe des Abends haben wir dann zusammen getanzt und uns auch mal in den Arm genommen. Es war schön nach so vielen Jahren mal wieder Nähe zu spüren und so kam es zu der dümmsten Anmache die Mann machen kann: „Magst Du Rührei mit Speck zum Frühstück? – Ja? Toll, dann gehen wir jetzt!“

Ins Detail will ich an dieser Stelle nicht gehen, da es nicht jugendfrei wäre. Nur so viel:

ES WAR PHANTASTISCH!

Nach dem versprochenen Frühstück haben wir uns dann verabschiedet und vereinbart uns am Wochenende mal zum Brunch treffen würden. Für mich war nun eigentlich klar: Ich will mehr!

Also habe ich Andrea am Samstag angerufen um für den Sonntag den Brunch buchen zu können. Ihr glaubt nicht, was sie mich am Telefon gefragt hat: „Darf ich noch jemanden mitbringen?“. Nach einer Schrecksekunde habe ich dann geantwortet:

„Klar – kein Problem!“

Der Sonntag kam, die Türklingel schellte und Andrea kam mit ihrer Begleitung die Treppe herauf. Der Begleiter hieß Timo, sah nett aus und das war er wohl auch, wie ich seinem Schwanzwedeln entnehmen konnte. Ein netter Schäferhundmix der uns bis zu seinem Tod begleiten sollte. Ach ja – bevor ich es vergesse: Mir ist natürlich ein Stein vom Herzen gefallen, dass der Begleiter von Andrea ein Hund und kein Mensch war.

In den nächsten Monaten kamen wir uns dann immer näher so, dass wir dann irgendwann damit begonnen haben unser weiteres Leben gemeinsam zu gestalten. Wir haben uns also eine gemeinsame Wohnung gesucht, da es auf Dauer lästig war alle paar Tage die Wohnung zu wechseln. In der ersten Zeit haben wir uns auch nicht vor meinen Kindern geküsst. Aber meine Kinder hatte zu Beginn unserer Beziehung ein normales Verhältnis zu Andrea. Es mag auch daran liegen, dass Andrea viel mit uns unternommen hat. Sie hatte halt ein großes Auto, einen Hund und zu guter Letzt auch noch ein Pferd. Kleine Mädchen lieben Pferde! Auch wenn das das Pferd der neuen Lebenspartnerin von Papa ist. Aber was wird wohl Erika dazu sagen? Ich war gespannt.

Mittlerweile war es Oktober geworden und der Scheidungstermin war in greifbare Nähe gerückt. Kurz und knapp – im Scheidungstermin war dann auch keine Rede mehr vom gemeinsamen Sorgerecht. Die Richterin fragte zwar danach, aber die Gegenseite argumentierte mit dem Gutachten von Herrn Bolenk. Als die Richterin dann noch meine Tochter Lisa dazu hören wollte, bin ich eingeschritten um meiner Tochter nicht einem solchen Konflikt auszusetzen. Ich habe dann auf das gemeinsame Sorgerecht verzichtet, musste die Eheschulden tilgen (rund 38.000,- DM) und die Höhe des nachehelichen Unterhalts wurde festgesetzt. Hier ist Erika voll und ganz gescheitert. Statt der beantragen 1330,- DM wurden ihr nur rund 800,- DM zugesprochen. Das sollte noch Folgen für mich haben.

Nun suchten mich mein Schwiegervater und Joachim auf um mir ins „Gewissen zu reden“. Joachim ließ es sich auch nicht nehmen mich häufig mitten in der Nacht mit Telefonterror zu belegen und Erika hatte ja schon Übung darin mir und meiner Mutter Ditha die Kinder vorzuenthalten. Wenn die Kinder denn dann mal bei uns waren und meine Mutter zu Besuch kam, hatte Ditha natürlich auch immer was für die Kinder dabei. Eigentlich eine gute Idee von der Oma. Allerdings haben die Kinder die Geschenke nie angenommen.

Zitat: „Mama hat gesagt, wir haben selbst genug zu Hause“.

Besonders schlimm ist das für meine Mutter. Man kann sich vorstellen wie sich eine fast 75 jährige Oma gefühlt haben muss. Denn nicht nur die Geschenke und Zuwendungen wurden abgelehnt sondern auch die angebotene Nähe der Oma. Sie hat niemanden etwas Böses getan oder gewünscht. Im Gegenteil. Wenn es eine Nachfolgerin für Mutter Theresa gibt, dann ist es meine Mutter Ditha. Aber vielleicht es auch genau das, was man ihr neben ihrer zu vorsichtigen Haltung (aus Angst etwas falsch zu machen)  nachsagen oder vorwerfen kann. Andrea hat sich in der Zeit immer sehr zurückgehalten und mich und meine Mutter unterstützt wo es nur ging. Sei es mit Geld, Ausflügen oder Trost. Was jedoch das wichtigste für uns war, war das wir uns immer auf Andrea verlassen konnten und das Andrea auch bereit war fast alles für die Kinder und mich zu tun. Schon an dieser Stelle kann ich mich nicht genug für ihre Hilfe und ihr Vertrauen bedanken. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie nun auch das Angriffsziel von Erika und ihrer Familie sein würde. Ich hatte ja die Hoffnung, dass das nicht der Fall sein würde aber einmal mehr sollte ich eines besseren belehrt werden…