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Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung

Kapitel 1

Und die Erde war wüst und leer

(Genesis 1. Mose - Lutherbibel, 1. Kapitel - Die Schöpfung)

So oder ähnlich fühlte ich mich, als mich nach 5 Jahren meine geliebte Verlobte wegen eines siebzehn Jahre älteren Mannes verlassen hatte. Nicht genug, dass es auch noch ein gemeinsamer Freund war. Nein – alle Sozialkontakte die wir zusammen aufgebaut hatten, wandten sich von mir ab. Selbst die „Schwiegereltern“ wollten mich nicht mehr sehen. Ich weiß bis heute nicht welche Geschichte dem gemeinsamen Umfeld aufgetischt wurde um mich aus allem auszuschließen. Das war für mich so etwas wie ein Weltuntergang. Wir waren beide sehr eng miteinander verbunden. Gemeinsame Urlaube, Familienfeiern und eine große Akzeptanz durch die jeweilige Familie des anderen sorgten dafür, dass wir uns sicher waren, über den Status der Verlobung, auch den nächsten Schritt gehen zu wollen.

Die Familie war für uns beide ein hohes Gut und umso schöner war es dann auch, dass sich auch unsere Eltern und Geschwister gut miteinander verstanden haben. Alles gut könnte man meinen. Besonders wenn man auch noch den gleichen Musikgeschmack (The Cure, The Police, Sparks etc.) und sehr ähnliche Lebensansichten sowie Neigungen teilt. Aber wie so oft kommt es dann doch anders. Aus Gründen, die ich auch 25 Jahre später immer noch nicht nachvollziehen kann, kam es zu der Trennung. Gut – oder besser  - nicht gut, kann ja mal vorkommen. Was mich jedoch noch heute beschäftigt, ist der (so sehe ich es) Verrat. Denn nach einem harmonischen Wochenende, mit nicht nur geistiger Nähe, wurde die Beziehung beendet und meine bessere Hälfte zog unmittelbar mit Ihrem neuen Partner, der ja ein gemeinsamer Freund war, in eine gemeinsame Wohnung. Geheiratet wurde kurz danach und auch das erste Kind kam nach kurzer Zeit. Es trug zu allem Überfluss auch noch den Namen welchen wir und gegenseitig für unser gemeinsame Tochter versprochen hatten. Das machte den Verrat komplett, aber ich habe auch früh (oder besser: zu spät) erkannt warum es eigentlich so kommen musste.

Dazu muss man zu dem Punkt zurückgehen an dem wir uns kennen lernten. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit im MPI als mich mein Kollegen Oliver auf sie aufmerksam machte, denn beide kannten sich schon aus dem Stadtteil Buschhausen. Eine auf den ersten Blick „graue Maus“ die mich nur am Rande interessierte, aber dann erzählte mir Oliver so einiges aus dem Nähkästchen und mein Interesse war geweckt.

So bedurfte es doch tatsächlich noch eines zweiten Blicks, um einen Rohdiamanten zu erkennen. So kam es dann auch und aus einer eher ungeliebten Tochter mit all ihren angeblichen Fehlern wurde meine Freundin und Verlobte, die ich mit jeder Faser meines Körpers liebte. Eigentlich sogar noch mehr. Es war als würde der Phönix aus der Asche neu geboren und sie hatte sich zu einem Menschen entwickelt der nicht nur äußerlich schön war, sondern der in meinem Teil der Familie von allen geschätzt und verehrt wurde. Ich war also nicht allein mit meiner Liebe und bedingungslosen Zuneigung. Alles war perfekt und eine gemeinsame, glückliche Zukunft lag offen vor uns. Zumindest wurde mir dieses Gefühl gegeben.

Aber genau das war eigentlich der Punkt!

Die fehlende Zuneigung und Anerkennung ihrer Familie, für die Nähe und Zärtlichkeiten nie im Mittelpunkt standen, haben sie zu der Frau gemacht die sie wurde. Eine Junge Frau auf der Suche nach Anerkennung, Zuneigung und einer Vaterfigur die man lieben kann und die einen selbst liebt. So erklärte sich dann auch das "aus dem Nähkästchen plaudern" von Oliver, ihr Bekanntheitsgrad in Oberhausen-Buschhausen und die vielen "Freunde". Was man von den Eltern nicht bekommt, sucht man sich dann eben auf der Straße. Liebe Zuneigung und Anerkennung konnte ich liefern, aber nicht die Vaterfigur. Diese fand sie dann bei einem gemeinsamen Freund der gut 17 Jahre älter war und mit dem Sie Oberhausen verließ.

Heute lebt Sie mit Ihrem Mann und den zahlreichen Kindern in der Nähe von Hanau, hört „Glen Miller“ und hat sich nicht nur von Ihrer ehemaligen besten Freundin wegen deren "Lebenswandel" abgewandt. Es wurden alle alten Zöpfe wurden abgeschnitten und auch  Elli wollte sie nicht mehr genannt werden. Die Vergangenheit wurde getilgt und sie hat sich neu erfunden.

Rund 20 Jhare danach ergab es sich durch einen Zufall, dass ich Kontakt zu einer ehemaligen gemeinsamen Arbeitskollegin vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (MPI) bekam und diesen bis heute pflege. Wir plauderten über die "guten" alten Zeiten und so kam natürlich auch die Sprache auf Elisabeth. Eigentlich meinte Sie es nur gut als sie mir offenbarte das es zwischen Mark und mir noch eine weitere "Episode" mit einem deutlich älteren promovierten Chemiker vom MPI gab. Jedoch machte das den Verrat komplett. Nicht nur das Ödipus erneut grüßen ließ, sondern das ich schon zuvor betrogen wurde.

Aber auch hier scheint es eine universelle Wahrheit zu sein wenn man sagt, dass wenn etwas "zu schön ist um wahr zu sein" tatsächlich etwas faul ist.

Was mich jedoch immer noch lange umtrieb war, dass ich nicht verstehen konnte warum mich mein Schwiegervater, der wie ein Vater für mich war, gemeinsame Bekannte und auch "Freunde" aus unserem Treffpunkt plötzlich wie einen Aussätzigen behandelten. Nach vielen Jahren lässt sich das wohl auch nicht mehr aufklären und irgendwann ist ein letzter Versuch der Aufklärung der dieser Umstände gescheitert. Eigentlich ist es nun auch egal, denn was es auch immer gewesen sein mag, was der Familie, den "Freunden" und den Bekannten aufgetischt wurde, es kann nur eine dreiste Lüge gewesen sein. Schlimm ist jedoch, dass es immer noch Menschen geben wird, die diese Lüge bis heute glauben und mich in einem völlig falschen Licht sehen.

Ich habe bestimmt viele Fehler, aber ich habe niemals und zu keiner Zeit meine Partnerinnen betrogen. Nicht in Gedanken und nicht durch Taten. Auch konnte ich nie eine nahtlose neue Beziehung aufbauen, denn auch das wär ein Verrat an der gemeinsamen Zeit gewesen und hätte die vorhergehende Beziehung vollkommen wertlos gemacht. Die gemeinsame Kollegin kommentierte das Verhalten von Elli mit: "Nach oben geschlafen". Nicht nett, aber es erkläert die Skrupellosigkeit als Produkt ihrer Eltern sowie ihre Aussage welche ihr rausgerutscht ist als ich ihr offenbarte, dass ich mein Studium aus finanziellen Gründen nicht fortsetzten kann. Zitat: "Dann bekomme ich ja doch keinen Ingenieur". Vielleicht erklärt das, neben der Suche nach einer Vaterfigur, auch den Versuch mit dem Akademiker vom MPI und der anschließenden Heirat eines Firmeninhabers.

Auch wenn ich heute ein wenig alters milde bin, so habe ich Ihr den Verrat und den nahtlosen Partnerwechsel nie verziehen zumal ihr Verhalten die nachfolgenden Ereignisse sehr begünstigt haben. Im Stillen muss ich ein wenig lächeln – Wenn Ihre Kinder mal erfahren sollten was für ein Mensch ihre Mutter wirklich ist. Aber vermutlich ist das genau der Grund für die Tilgung ihrer Vergangenheit in Oberhausen und Mülheim und die "Geschichten" über mich gewesen. Zusammenfassend kann man sagen, das ich zwar eine tolle Zeit hatte, aber heute weiß, dass ich eigentlich nur benutzt wurde und man die gemeinsamen Jahre als schönen Traum verstehen kann bei dem man durch den morgendlichen Wecker in die harte Realität eines trostlosen Alltags entlassen wird. Also gab es, so gesehen, die Traumfabrik Hollywood auch in Oberhausen ;-)

Jedoch ist es eine Wahrheit wenn man sagt, dass niemand auf Dauer seine Herkunft verleugnen kann. Die Wahrheit holt einen immer ein und früher oder später müssen wir uns alle für unsere Taten verantworten. Daher mein guter Rat: Seit aufrichtig, zu jeder Zeit ehrlich und macht es euch zur Maxime, das Gemeinwohl vor Eigennutz geht. 

Einige Monate später lernte ich dann meine heutige Ex-Frau Erika auf einem Volksfest kennen. Auf einem Volksfest? Ich hätte es wissen müssen! Wir haben dann den Abend mit einigen Bekannten in einem Scene-Lokal verbracht. Es war ganz nett und ich habe nicht wirklich daran gedacht, dass sich aus diesem Treffen mehr entwickeln würde. Zum einen hatten wir nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten entdecken können zum anderen war da etwas was ich nicht einordnen konnte. Wie sich viel später zeigte, hätte ich auf meine inneren Warnsignale hören sollen.

Nach einigen Tagen erhielt ich dann einen Anruf. Es war Erika. Die Frau mit der ich im Scene-Lokal war. Also verabredeten wir uns erneut und die Treffen wurden häufiger. Nach meinen anfänglichen Bedenken, hat es Erika allerdings geschafft diese zu zerstreuen. Nicht zuletzt Ihr nettes und positiv-naives Auftreten hat mich fasziniert. Ebenfalls rührte es mich sehr stark, dass Sie immer Tränen vergoss wenn ich beruflich mal einige Tage auf Geschäftsreise war. Für mich war das ein Zeichen von echter Zuneigung und Nähe. Das war genau das, was ich suchte. Zuneigung, Nähe, Familie!

Nach zwei Jahren wurde geheiratet. Doch schon bei der Hochzeit wurde nahezu nichts von dem berücksichtigt was ich mir so vorgestellt oder gewünscht hatte. Die gesamte Organisation wurde durch die Familie von Erika übernommen und alle anderen Beteiligten waren nur Statisten. Nach weiteren zwei Jahren wurde unsere erste Tochter Lisa geboren. Zweieinhalb Jahre danach unseren zweite Tochter Isabel. Das Glück, Vater von zwei gesunden Kindern zu sein, versetzte mich in einen so starken Rausch, dass ich nicht bemerkte, wie meine Mutter und meine Schwester samt Ehemann immer mehr aus meinem Leben verdrängt wurden. Das einzige was für Erika zählte, waren Ihre Eltern und Ihr Bruder. Alles andere war zweitrangig und wie ich heute weiß, auch nicht erwünscht. Zunehmend kam es dann zu Streitigkeiten zwischen Erika und den Nachbarn. Als Folge sind wir dann umgezogen, aber besser wurde es nicht – auch nicht mit den neuen Nachbarn. Zunehmend kreiselte es auch in unserer Ehe. Der Grund war einfach – Geldmangel und allgemeine Unzufriedenheit meiner Erika. Während andere Menschen Urlaub machten und sich neue Autos kauften, machten wir Urlaub auf „Balkonien“ und mussten ein Auto abschaffen.

Was tun? Geld muss her! Ein Irrtum…