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Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung

Kapitel 4

Manche Schweine sind gleicher!

(Animal Farm – George Orwell 1945)

Die Farm der Tiere (Originaltitel: Animal Farm) ist ein Roman von George Orwell, erschienen im Jahr 1945. Inhalt ist die Erhebung der Tiere einer englischen Farm gegen die Herrschaft ihres menschlichen Besitzers, der sie vernachlässigt und ausbeutet. Nach anfänglichen Erfolgen und beginnendem Wohlstand übernehmen die Schweine immer mehr die Führung und errichten schließlich eine Gewaltherrschaft, die schlimmer ist als diejenige, welche die Tiere abschütteln wollten.

Irgendwie kommt mir das im Nachhinein vertraut vor, denn auch im Jahr der Trennung (Februar 2000) ereigneten sich Dinge, die ich mir so zunächst nicht vorstellen konnte. Aber wir beginnen mal mit meinem Auszug.

Wie gesagt, bin ich im Februar 2000 aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Eine neue Wohnung zu finden war nicht ganz einfach denn unterhaltspflichtige Männer haben es bei der Wohnungssuche nicht ganz leicht. Zum einen muss man bedenken, dass die Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes und in der Nähe der Kinder liegen sollte. Das spart Kosten. Zum anderen muss aber auch eine Wohnung her, die über ein Kinderzimmer, und in der Nähe über einen Spielplatz oder ähnliches verfügt. Das alleine ist schon nicht einfach. Mal ganz davon abgesehen, dass die Wohnung ja auch eingerichtet werden muss. Ich hatte dann das Glück genau eine solche Wohnung zu finden. Die Miete war bezahlbar aber der Vermieter wollte Sicherheiten von mir die ich nicht erbringen konnte. Unverhofft sind hier meine Schwester Ulrike und ihr Mann Florian eingesprungen. Sie hat für mich gebürgt und auch die ersten Mietzahlungen übernommen.

Toll, wenn man eine solche Familie hat, die auch in schlechten Zeiten zu einem steht. Die Schlafzimmermöbel hat meine Nichte beigesteuert, das Kinderzimmer wurde von den Nachbarn meiner Mutter Ditha besorgt, die Küche war ein Geschenk meiner neuen Nachbarn und Besteck und Kleinkram hat eine Restaurantbekanntschaft (Familie Osterloh, beide über 75 Jahre alt) zur Verfügung gestellt.

Aber auch andere Menschen haben Familie. In dem konkreten Fall meine ich die Familie meiner Noch-Ehefrau Erika. Und was für eine Familie…

Das mich mein Schwiegervater wegen angeblicher Mietschulden verklagte, war nur der Beginn der nun immer häufiger werdenden Anfeindungen gegen mich und meine Familie. Davon später mehr.

Zu Beginn der Trennung hatte ich wenigstens noch die Möglichkeit meine Kinder alle zwei Wochen am Wochenende für wenige Stunden zu sehen. Trotz des Transportproblems war es für mich immer selbstverständlich den Kontakt zu pflegen, denn die Kinder konnten ja nichts für die Unfähigkeit ihrer Eltern ihre Beziehung zum Wohle der Kinder aufrecht zu erhalten. Auch heute noch, fast zwanzig Jahre nach der Geburt meiner ersten Tochter, habe ich noch den typischen Babygeruch in der Nase. Ich erinnere mich ganz genau an die Schwangerschaft, die Angst es könne etwas schief gehen, die dreißig Stunden der Wehen, die glückliche Geburt, wie ich die Nabelschnur durchtrennen durfte und das erste Bad um die Käseschmiere abzuwaschen. Ein Erlebnis, dass ich für nichts auf der Welt vergessen will. Allerdings erinnere ich mich auch an einen Satz des Arztes der sagte: „Willkommen auf der Welt – hoffentlich wirst Du nicht zu enttäuscht sein“.

In meiner Freude über meine gesunde Tochter habe ich der Bemerkung keinerlei Bedeutung beigemessen. Heute weiß ich jedoch, dass der Arzt Recht behalten sollte.

Nachdem es immer schwerer wurde mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, habe ich mich dazu durchgerungen, die Sache meiner Anwältin zu übergeben. Ein anfänglicher Erfolg stellte sich auch tatsächlich ein, denn ich durfte nun die Kinder wirklich nicht nur stundenweise sondern das ganze Wochenende sehen.

An einem dieser Besuchswochenenden kam es dann zu einer Begegnung die mich bis heute beschäftigt und von der ich sehr geprägt wurde.

 Ich habe mich also einmal mehr in die Straßenbahn gesetzt um meine Kinder bei ihrer Mutter  abzuholen. Es war ein warmer und sonniger Samstag als ich das Grundstück meiner Schwiegereltern betrat um meine Kinder in Empfang zu nehmen. Anwesend waren meine Schwiegereltern, meine Noch-Ehefrau Erika, die Kinder und Joachim der Bruder von Erika.

Joachim ist hochgewachsen, breitschulterig, blond und gut durchtrainiert. Wie aus heiterem Himmel beschimpfte er mich vor meinen Kindern und bedrängte mich auch körperlich. Ich habe mich in der Gegenwart meiner Kinder zwar zurückgehalten, aber ich habe mich auch selten so erniedrigt gefühlt. Aber was sollte ich tun? Auf fremdem Terrain und im Beisein meiner Kinder einen Streit mit körperlicher Auseinandersetzung ausfechten? Einmal davon abgesehen, dass ich eh unterlegen wäre, hätte es zu noch mehr Irritationen meiner Kinder geführt. Also habe ich die Hasstirade über mich ergehen lassen.

Der Grundtenor war dann die Drohung, dass er es mir schon zeigen würde. Er würde schon drüber bestimmen was ich an Unterhalt für seine Schwester und ihre Kinder zu zahlen hätte. Käme ich diesen Forderungen nicht nach, dann hätte ich mit schlimmen Folgen für meine Gesundheit zu rechnen. So hatte ich Joachim noch nicht erlebt. Eigentlich war er mir immer sympathisch. Auch wenn er ein Lebemann und Lebenskünstler war der durch „Pleiten, Pech und Pannen“ sein zukünftiges Erbe schon mehrfach durchgebracht hat. Diese Forderungen und die unverhohlenen Drohungen wurden durch meine Schwiegereltern und Erika unterstützt. Man will mich also vor den Kindern diskreditieren und erniedrigen. Die Chance auf Gegenwehr ist in einer solchen Situation gleich null.

Doch nun kam die Erkenntnis, dass manche Schweine gleicher sind als andere.

 Dazu muss man wissen, dass Joachim selbst ein eheliches und ein uneheliches Kind hat für die er aber keinerlei Unterhalt zahlte. Hier war die Familie von Erika und Joachim voll und ganz auf Linie. Keinen Pfennig für andere ist die Devise! Der arme Junge der mit seiner Firma so hart arbeitet, Porsche fährt und alle 3 Wochen mit einer neuen Freundin auftaucht ist ja gar nicht in der Lage sich zu mindestens finanziell an seinen Kindern zu beteiligen. Welch ein Widerspruch!

Als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, wurde nun seitens meiner Noch-Ehefrau angestrengt, dass ich nicht geeignet sei am Sorgerecht teilzuhaben. Jedoch gab es für mich nun einen Hoffnungsschimmer, da die Mediationsgespräche beim SKFM (Sozialdienst katholischer Frauen und Männer) angesetzt wurden. Hier hatte ich ja schon gute Erfahrungen gemacht auch wenn Erika sich im Nachhinein als Beratungsresistent erwiesen hat.

Im Ganzen gab es hier drei Termine. Einen gemeinsamen Termin und je ein Einzelgespräch. Bei dem gemeinsamen Termin verstrickte sich Erika immer mehr in Wiedersprüche und wurde sogar der Realitätsknitterung überführt. Bei dem Einzelgespräch konnte ich dann Fotos und Unterlagen beibringen, die ganz deutlich zeigten, dass sich die Kinder bei mir wohlfühlten und jede Menge Spaß hatten. Auch bin ich der Empfehlung des Mediators Herrn Dipl.-Psych. Bolenk gefolgt, die Kinder nicht zu sehr zu „entertainen“ und ihnen vor allem auch den Alltag zu zeigen. In dem Einzelgespräch wurde mir dann auch vermittelt, dass ich wohl bislang alles richtig gemacht hätte und eine Empfehlung auch in meinem Sinne erfolgen würde.

Was ein Tag, welch ein positives Ergebnis. Ich wusste es, Ehrlichkeit und Beharrlichkeit zahlen sich immer aus! Ehrlichkeit ist nie Unrecht; aber ein Fehler ist es, an die Ehrlichkeit der anderen zu glauben.

So kam es, dass ich nach einigen Wochen Post erhielt. Es war die Stellungnahme von Herrn Bolenk, der diese auch an das Familiengericht weitergeleitet hatte.

Kurzzusammenfassung:

„Die elterliche Sorge soll ausschließlich durch die Mutter wahrgenommen werden, da sich die Elternteile nicht miteinander unterhalten können.“

Eine Katastrophe. Ich war ohne mein Zutun aus dem Rennen und hatte auch keine Chance das „Gutachten“ in Frage zu stellen. Es war offensichtlich nicht relevant, dass sich Erika in Wiedersprüche verstrickte oder das sich die Kinder auch bei mir wohl fühlten.

Ich war selten so niedergeschlagen wie an diesem Tag. Zirka drei Tage später habe ich mich mit meiner Arbeitskolleginn Sabine unterhalten, die in der umgekehrten Situation war. Hier wollte der Vater keinen Kontakt zu dem gemeinsamen Kind und hielt auch die Besuchs- bzw. Umgangstermine nicht ein. Als ich ihr von dem Gutachter erzählte, versetzte sie die Farbe und sagte: „Den kenne ich. Bei dem war ich auch und du glaubt nicht was er in meinem Fall geschrieben hat“.

Am nächsten Tag hatte sie das Gutachten dabei. Was eine Unverschämtheit, denn in diesem Gutachten stellte Herr Bolenk fest, dass nichts über die gemeinsame elterliche Sorge geht, da dies für das Kindeswohl unumgänglich sei.

Natürlich habe ich beide Gutachten kopiert und Herrn Bolenk um eine Stellungnahme gebeten. Auf die Stellungnahme warte ich trotz mehrfacher Nachfrage noch heute.

Einer meiner Bekannten war so entsetzt, dass er sagte: „Entweder ist der Typ bezahlt worden oder er hat eine andere Dienstleistung in Anspruch genommen“.

Ich teile diese Auffassung nicht, aber einmal mehr hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass manche Schweine gleicher sind als andere. Orwell hatte offensichtlich nicht nur in diesem Fall Recht…