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Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung

Kapitel 3

Help!

(When I was younger, so much younger than today, I never need anybody's help in any way – The Beatles)

Hilfe – eine gute Idee, doch wo bekommt man schnell Hilfe, wenn man sie benötigt und welche Stelle wird von beiden Partnern akzeptiert? Können die Eltern helfen? Wohl kaum, denn meine Schwiegermutter ist ja schon Partei. Ein Psychologe? Keine gute Idee. Mann und Frau sind ja nicht irre (schon wieder eine meiner Fehleinschätzungen). Nach einiger Zeit hatte ich die Lösung. Der SKFM (Sozialdienst katholischer Frauen und Männer) muss ran – hier gibt es Eheberatung und nach meiner Tätigkeit für die KJG (katholische junge Gemeine) und dem BDKJ (Bund der Deutschen katholischen Jugend) musste das die richtige Adresse sein.

Tatsächlich konnte ich Erika mit viel Mühe dazu bewegen, eine Eheberatung in Anspruch zu nehmen – es ging ja schließlich auch um unsere Kinder! Gesagt, getan. Ein Termin wurde vereinbart und es wurde viel geredet, reflektiert und diskutiert. Welch ein Wunder, es trat eine Besserung ein und selbst körperliche Nähe war nun kein Problem mehr. Ich war wirklich guter Dinge und bereit dem „Großen Schöpfer“ für sein eingreifen zu danken. Ich war sehr glücklich – aber nur für einen viel zu kurzen Moment.

Nicht ganz sechs Wochen später verfiel Erika in Ihre alten Verhaltensmuster und der ganze Stress ging von neuem los. Eine herbe Enttäuschung, ein Rückschlag, ein Tritt ins Kontor und für mich eine absolute Katastrophe. Schlimmer noch – meine Verwandtschaft und meine wenigen verbliebenen Freude wurden schon beim Betreten der Wohnung mit einem „langen Gesicht“ empfangen und gänzlich ignoriert. Nicht einmal ein simples „Hallo“ kam über Erikas Lippen. Horror pur, denn wie sollte ich das nun erklären. Darüber hinaus wurden nun auch erstmalig die Kinder ins Geschehen mit einbezogen – oder besser gesagt – entzogen. Denn Erika hatte erkannt, dass es mich unbändig ärgert, wenn Sie sich einfach mit den Kindern zu Ihren Eltern, die im Nebenhaus wohnten, absetzte und somit selbst für meine Mutter keine Kontaktaufnahme zu ihren geliebten Enkeln möglich war.

Dies war der Beginn einer Strategie die sich noch viele Jahre hinziehen sollte.

Danach habe ich mich in meiner Verzweiflung an meinen Schwiegervater gewandt. Ich war der Meinung, dass nur noch er, als Vater von Erika, Einfluss nehmen könnte und ihr vielleicht ein wenig ins Gewissen reden würde. Doch das war mein nächster Irrglaube, denn er tat nichts, außer dem Satz: „Macht das unter Euch aus“ von sich zu geben.

Nach acht Jahren „Ehe“ und einem Jahr faktischer Trennung von Tisch und Bett, haben wir dann gemeinsam die Entscheidung getroffen uns zu trennen. Wir haben seltsamer Weise an verschiedenen Punkten Konsens erzielt. Zum Beispiel: Wer auszieht, wer sich zukünftig primär um die Kinder kümmert, wer das Auto behält und wer was von den Möbeln mitnimmt. Für mich war es an diesem Punkt ganz klar, dass Erika eigentlich alles behalten soll. Sogar mein Auto. Denn sie hat schließlich die Kinder und sollte ja auch in einem der elterlichen Häuser wohnen bleiben. Ich habe dann nur meine Arbeitsmaterialien, meine Kleidung und einige wenige Andenken mit in die neue Wohnung genommen.
Die Eheschulden habe ich übernommen. Das Sorgerecht sollten wir beide ausüben – so war es geplant…

Wie nicht anders zu erwarten, kam es allerdings vollkommen anders und auch wesentlich schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte. Der erste Bombeneinschlag wurde von Erikas Vater produziert. Angeblich hätte ich Mietschulden bei ihm und er hat mich darauf auch verklagt. Die Klage ist zwar gescheitert, da ja seine Tochter nach wie vor in einer Wohnung in einem seiner Häuser bewohnte und nicht ich. Außerdem war das ja auch so mit Erika abgesprochen und ich habe es ihm sogar zusätzlich schriftlich mitgeteilt. Ich merkte schon an dieser Stelle, dass es mit Sicherheit noch schlimmer kommen würde. Ich sollte Recht behalten. Die neuen Schwierigkeiten kamen umgehend auf mich zu als ich meine Kinder sehen wollte. Zunächst wurde unterstellt, dass ich meine Kinder an den Wochenenden nicht adäquat unterbringen könne. Was bei einer Wohnung mit extra eingerichtetem Kinderzimmer totaler Quatsch ist. Dann kam das „Transportproblem“. Obwohl Erika ja das Auto behalten durfte, sah Sie sich nicht in der Lage die Kinder zu mir zu bringen und das obwohl ich sogar das Bezingeld stellen wollte. Kurzum – ich habe die Kinder dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln abgeholt. Eine Strecke dauerte 50 Minuten obwohl es mit dem Auto nur 10 Minuten gewesen wären.